Česky English Deutsch
Breadcrumb navigation

Home > Dauerhafte Exposition > Vincenc Makovský

Vincenc Makovský

Beim Besuch der Horácká Galerie bietet sich jetzt eine Möglichkeit, sich auch eine neu installierte Ausstellung mit Werken von Vincenc Makovský anzuschauen. Die Dauerausstellung beruht auf einem Nachlassvermögen des Autors, das von der Horácká Galerie in ihren Sammlungen verwaltet wird und zu diesem Zweck restauriert wurde. Sie umfasst Entwürfe der Werke, die sowohl im Innenbereich als auch im Außenbereich an einer Reihe von Orten in unserer Republik und auch im Ausland verwirklicht wurden. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des bildhauerischen Schaffens des Autors, dessen thematischer Schwerpunkt immer auf aktuelle Ereignisse seiner Zeit reagierte.

Der tschechische akademische Bildhauer wurde im Jahr 1900 in Neustadtl in Mähren (Nové Město na Moravě) geboren. Er wird für einen führenden Vertreter der Zwischenkriegs-Avantgarde gehalten. Sein bildhauerisches Schaffen machte verschiedene Entwicklungsstufen von Anfangszivilismus über den Kubismus in den zwanziger Jahren bis zur Abstraktion durch. Ab der Mitte der dreißiger Jahre gestaltete er überwiegend im Geist des Realismus.

Während seiner Studienzeit am Neustadtl Gymnasium fühlte er sich von der Malerei angezogen, jedoch musste er nach Ablegung des Abiturs zur Armee in Iglau (Jihlava) einrücken. Im Jahr 1919 wurde er demobilisiert und meldete sich gleich an der Prager Akademie der Bildenden Künste an. Dort studierte er in den Malerateliers von Jakub Obrovský und Karl Krattner. Als seine revolutionären Ansichten zur Konfliktquelle mit den Professoren führten, wurde er vor der Verweisung von der Akademie von seinem Landsmann, Professor Jan Štursa gerettet. Er begann sich bei ihm, der Bildhauerkunst zu widmen. In seinem bildhauerischen Frühschaffen führt Makovský einen gewissen Kunstdialog mit Štursa, wenn er eine ähnliche Thematik wie sein Professor - nur mit einer neuen Auffassung was die Form angeht - verkörpert.

Nach dem erfolgreichen Studienabschluss im Jahr 1926 gewann er ein Stipendium von der französischen Regierung. Er reiste nach Paris ab, wo er im Atelier von Antoine Bourdelle arbeitete und Vorträge von František Kupka besuchte. Während seines vierjährigen Aufenthalts in Frankreich nahm er künstlerische Impulse des hiesigen Umfelds auf und wurde durch den Kubismus und das Schaffen des Malers Pablo Piccasso beeinflusst.

Anfang der dreißiger Jahre kommt Makovský nach Brünn. Zu dieser Zeit schuf er seine bedeutendsten Werke, mit denen er der Entwicklung der tschechischen Bildhauerkunst (Relief Die liegende Frau, Entwurf einer Plastik für eine Fontäne, Der gebeugte Frauenakt, Der Mädchentraum, Das Mädchen mit dem Kind, Leda, Relief Die Frau mit der Vase) erheblich zuvorkam. Die bahnbrechende Auffassung beim Gestalten dieser Werke führte ihn zur Gruppe der gleichgesinnten Künstler, der Bewegung Die Poesie 32.

Den Zweiten Weltkrieg verbrachte er in Zlin, wo er behilflich war, die Kunstschule zu gründen und er nahm als Mitglied des illegalen national-revolutionären Ausschusses der Intelligenz am Widerstand teil. Während seines Aufenthalts in Zlin war er auch im Bereich des Industriedesigns tätig. In diese Zeit fällt auch eine ganze Reihe von Bildhauer-Porträts (B. Němcová, K. H. Borovský, A. Jirásek, J. A. Comenius).

Nach der Befreiung der Tschechoslowakei kehrte er nach Brünn zurück und wurde zum Dozenten für Modellierung an der Fakultät für Architektur der Technischen Hochschule und im Jahr 1947 zum Professor in diesem Fach ernannt. Zurzeit war er Mitglied der Tschechischen Akademie der Wissenschaften und Künste. Im Jahr 1952 gewann er die Professur an der Akademie der Bildenden Künste in Prag und seine pädagogische Tätigkeit beeinflusste stark mehrere folgende Generationen von Bildhauern. In der Nachkriegszeit widmete er sich überwiegend den monumentalen Denkmalskulpturen.

Er ist im Jahr 1966 in Brünn gestorben und ist auf dem evangelischen Friedhof in Neustadtl in Mähren (Nové Město na Moravě) beerdigt. In seiner Geburtsstadt trägt das Gymnasium seinen Namen Vincenc Makovsky Gymnasium.

 

Diese Ausstellung mit den Werken von Vincenc Makovský beruht auf einem Nachlassvermögen des Autors, das von der Horácká Galerie in ihren Sammlungen verwaltet wird und zu diesem Zweck restauriert wurde. Sie umfasst Entwürfe der Werke, die sowohl im Innenbereich als auch im Außenbereich an einer Reihe von Orten in unserer Republik und auch im Ausland verwirklicht wurden. Die Ausstellung zeigt die Entwicklung des bildhauerischen Schaffens des Autors, dessen thematischer Schwerpunkt immer auf aktuelle Ereignisse seiner Zeit reagierte. Das Makovský Schaffen wurde somit zum Spiegel der Epoche, in der lebte.

Einige Werke auf der Ausstellung sind eine sichtbare Reaktion auf das Schaffen von Jan Štursa, der für Makovský eine große Inspiration darstelle. Ein Beispiel dazu ist ein Ausdruck der Bewegung in der Plastik Der Skier (1923), der einen Zusammenhang mit Dem Verletzten von Štursa nicht verleugnen lässt. Der Einfluss des Štursas Schaffens ist auch auf den Plastiken Der zusammengekauerte Akt oder Die Frau im Bad (1929) offensichtlich.

Der Ausnahmcharakter der bildhauerischen Entwicklung von Vincenc Makovský besteht darin, dass er von der avantgardistischen, surrealistischen Darstellungsweise der Wirklichkeit nach dem Zweiten Weltkrieg zum traditionellen, realistischen Stil überging, während die meisten Künstler in ihrer Entwicklung im Gegenteil vom Realismus zur Abstraktion übergingen. In seinem Frühschaffen pflegte Makovský Kontakt mit Realismus vor allem durch seine Porträts, von denen Das Porträt von Hana Wichterlová (1931) zu den gelungensten Porträts gezählt wird. 

Ein noch surrealistisches Porträt Prometheus (1935), geschaffen für die Jubiläumsausstellung des Vereins bildender Künstler Mánes (SVU) anlässlich des 20-Jahr-Jubiläums, zeichnete eine neue Richtung in der Entwicklung des Schaffens des Bildhauers, in der er sich mit der klassischen Tradition auseinandersetzte, vor. Seine damalige Eingenommenheit von der griechischen Mythologie widerspiegelt sich auch in dem antikisierenden Allegorischen Kopf der Republik (1934), mit dem er an dem Wettbewerb um das tschechoslowakische Staatsemblem teilgenommen hat.

Auf das Münchner Diktat reagierte er mit den Porträts von bedeutenden Persönlichkeiten unserer Geschichte, z.B. Karel Havlíček Borovský (1938) oder Božena Němcová (1939). Das bildhauerische Porträt von Alois Jirásek (1940) für das Denkmal in Leitomisch/Litomyšl wurde von ihm schon in Zlin, das für ihn damals zu einem Zufluchtsort geworden ist, angefertigt.

In den Jahren 1943 bis 1944 entstand eine Gruppe von bedeutenden Mädchenakten, zu denen Das Mädchenakt mit blühenden Zweigen und Die Sinnende gehören. Diese Plastiken nähern sich durch ihre lyrische Poesie und ihre Kompositions-Gesetzmäßigkeiten den einigen Studienwerken von J. V. Myslbek an.

Ein ungewohnt gefasstes Relief mit dem Namen Mein Leid geht dem Ende zu (1945) stellt eine Reaktion auf erschütternde Erlebnisse aus der Protektoratszeit dar. Es stellt eine liegende Gestalt des sterbenden Gefangenen, der ein Hoffnungszeichen an der Wand seiner Zelle mit letzten Kräften auskratzt, dar. Er widmete auch das Denkmal für in Kreuzber/Krucemburk die zu Tode gefolterten Menschen (Der Schädel, Die brennende Erdkugel 1946) den Opfern des Faschismus, in dem er ein Kriegsmotiv symbolischer Weise darstellt.

Sein Denkmal Jan Amos Comenius Denkmal für das holländische Naarden unterscheidet sich von den früheren Konzeptionen von Jan Štursa und Jan Lauda durch seine Kompositionseinfachheit, dank der Makovsky vermochte, die Denker- und Moralgröße von Comenius zum Ausdruck zu bringen. Er befreite sich von den komplizierten und entstellten früheren Darstellungen und stattdessen widmete er eine hohe Aufmerksamkeit dem Kopf und den Händen von Comenius, um seine Ausgeglichenheit und Weisheit ausdrücken zu können.

Die Gesamtausstellung wird von den Entwürfen zum Reliefzyklus Das Wasser in unserem Leben (1961 – 1964), der für den Staudamm Kreuzberg/Kružberk gestaltet wurde, begleitet. Im Kontrast zur modernen Mission des Objekts vermischen sich hier Erinnerungen aus der Vergangenheit und Volksliedsmotive mit den subjektiven Erlebnissen in einer gewissen Synthese von Absichten und Impulsen, die im Makovskys Gesamtschaffen enthalten sind. Der Autor erreichte in diesem Werk   durch seinen Umfang und seine Verarbeitung nicht nur den Gipfel seines Schaffens, sondern es stellt eine außerordentliche Umsetzung in der tschechischen Bildhauerkunst dar und es kann zu den monumentalen bildhauerischen Werken der vergangenen Zeiten gezählt werden.

In Neustadl in Mähren (Nové Město) unter freiem Himmel gestellte Gedenkstätten erinnern ans Leben und Werk von Vincenc Makovský:

  • Gedenktafel am Geburtshaus Konskriptionsnr.: 11 am Vratislav-Platz (Autor: Miloš Axman, Künstlers Schüler und Assistent)
  • Figuraler Säulenkopf am Haus Konskriptionsnr.: 112 am Vratislav-Platz (Früharbeit aus dem Jahr 1922)
  • Büste von Leander Čech (1931) in der Leander-Čech- Straße vor dem Gymnasiumsgebäude (Leander Čech – Literaturhistoriker und Kritiker, der erste Direktor an der Neustadtler Realschule in den Jahren 1894 bis 1911)
  • Die Frau mit Ähren (1936) auf dem Gelände des Neustadler Krankenhauses – Autorvariante der Frauenfigur aus der Fontäne in Mělník
  • Gedenktafel für die Opfer des Zweiten Weltkriegs Das Ende meines Leidens (1945 - 1946) auf dem Comenius-Platz
  • Künstlergrabmal auf dem evangelischen Friedhof mit Relief Proč, kalino, v struze stojíš (Warum stehst Du, Schneeball, in einem Graben – Name eines Volkslieds) (1967) aus dem Reliefzyklen Das Wasser in unserem Leben